ConsumentenBund e.V.
Zur Verkehrssituation in Leverkusen
Einleitung
Aus Sicht des Umweltschutzes gibt es für das Leverkusener Verkehrswesen
wenig Erfreuliches zu melden.
Der umweltzerstörende Autoverkehr ist eindeutig Favorit:
-
Der Willy-Brandt-Ring (früher: Südring) wurde mit
Millionenaufwand zugunsten des Autoverkehrs
ausgebaut.
-
Die sogenannte "Ersatzlandstrasse" L 288 n durchschneidet
ein früheres Waldgebiet und macht das Autofahren in Richtung
Bergisch Gladbach deutlich attraktiver als vor dem Bau dieser
Strasse.
-
Mit Millionen an städtischen Geldern wurden aufwändig
verglaste Treppenaufgänge zu den Tiefgaragen in der
Wiesdorfer City geschaffen.
Für Autofahrer werden also selbst sehr kurze
Fußwege so angenehm wie möglich
gemacht, für eine übertrieben aufwändige Gestaltung wird
viel zuviel Geld ausgegeben.
-
In Opladen wurde gerade wieder ein neues Parkhaus eröffnet.
- In Schlebusch wird mit 1000 Parkplätzen geworben -
Fahrradständer dagegen
gibt es keine 50!
Von Planungen und Geldern für einen überdachten Weg
vom Bahnhof Leverkusen Mitte über den Busbahnhof zur
City ist dagegen nichts zu hören oder zu sehen. Dabei
würde dadurch die Benutzung der umweltverträglichen
öffentlichen Verkehrsmittel Bus und Bahn viel attraktiver.
Es ist mittlerweile hinreichend bekannt, daß der Neu- und
Ausbau von Strassen - auch von sogenannten Umgehungsstrassen -
nicht zu einer Abnahme, sondern im Gegenteil zu einer Zunahme
des Autoverkehrs führt.
Beim heutigen Ausbaustand und Umfang des Strassennetzes ist jeder weitere
Strassenbau ebenso wie
der Bau gläserner Treppenhäuser zu Tiefgaragen ein Schritt auf
dem Weg zum Verkehrsinfarkt und zu einer unwirtlichen,
menschen- und kinderunfreundlichen Stadtumgebung.
Sinnvoll und wünschenswert wäre es, mit den finanziellen
Mitteln und dem Ideenreichtum, mit dem der Autoverkehr verstärkt
und propagiert wird,
stattdessen umweltverträgliche
Alternativen zu fördern.
Dazu gehören Verkehrsvermeidung, Ausbau eines attraktiven
Fahrradverkehrsnetzes, Attraktivermachung des öffentlichen
Nahverkehrs, bessere und mehr Werbung für den öffentlichen
Nahverkehr und mehr Information über seine Vorteile.
Unsere Überlegungen sollen dazu einen Anstoß geben und
Entwicklungen anregen, die im Interesse der Menschen und
der Umwelt notwendig sind.
Mit Recht wehren sich viele Bürger gegen die Gefahren und
Belästigungen, die vom zunehmenden Autoverkehr ausgehen.
Der zunehmende Autoverkehr ist kein Schicksal und keine Naturgewalt,
sondern durch Entscheidungen von
Menschen herbeigeführt worden.
Im Folgenden soll gezeigt werden, wie die Entscheidungen aussehen
können, die zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen
in Leverkusen führen.
Besonderheiten in Leverkusen
In Leverkusen ist die Verkehrssituation durch eine
ganze Reihe von Besonderheiten gegenüber anderen Städten
vergleichbarer Grössenordnung geprägt.
Es gibt nicht ein 'einziges' Zentrum, sondern gleich mehrere:
Wiesdorf und die alte Kreisstadt Opladen, auch Schlebusch muß
in diesem Zusammenhang genannt werden; dazu gibt es eine ganze Reihe
von Bereichen, die überwiegend durch Wohnfunktion gekennzeichnet sind:
Waldsiedlung, Steinbüchel-West, Rheindorf, Hitdorf; dazwischen
wieder eher gewerblich geprägte Ansiedlungen, z.B. die Fixheide
und "Mischgebiete" wie Küppersteg.
Diese Dezentralisierung bietet wichtige Chancen, z.B. wenn
es um Verkehrsvermeidung geht; für viele Einkäufe und Fahrten,
für die in anderen Städten ein Weg ins "Zentrum" nötig ist,
reicht in Leverkusen eine Fahrt "ins Dorf".
Diese Situation
ist gegenüber der in anderen, "normalen" Städten so verschieden,
daß es eines beträchtlichen Maßes von Kreativität auf
Seiten der Stadtplanung bedarf, um diese Chancen tatsächlich
zu nutzen; wir haben den Eindruck, daß diese Dezentralisierung
von der Leverkusener Stadtplanung eher negativ - als Zerrissenheit -
gesehen wird.
Leverkusen ist in starkem Maße von überlokalem und
überregionalen
Verkehr betroffen. 3 Autobahnen und 2 Autobahnkreuze
liegen auf Leverkusener Gebiet, zerschneiden die Stadt
und überziehen sie mit einem Lärm- und Abgasteppich.
- Dies ist der erste Teil der überarbeiteten und aktualisierten
Fassung
eines Papieres
vom März 1992 -
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